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Vorweihnachtszeit ist Pflanzzeit – oder: wilde Frühlingsüberraschungen im Spätherbst pflanzen …

Oops … kaum hat man sich‘s versehen, ist auch dieses besondere Jahr schon beinahe wieder um und plötzlich steht schon der vierte Advent vor der Tür.
Höchste Zeit, sich vielleicht um einen Tannenbaum zu kümmern und an geeigneter Stelle einen Weihnachtsstern zu platzieren. Vielleicht hat man um den 4. Dezember auch „Barbarazweige“ (Obstbaumzweige) in‘s Haus geholt, die jetzt drinnen in der Vase langsam ihre Knospen zu öffnen beginnen. Oder gar Mistel- oder Stechpalmenzweige auf dem Balkon aufgehängt …

Abgesehen davon – Hand auf‘s Herz: Wer würde jetzt um diese Jahreszeit noch auf die Idee kommen, auf dem Balkon oder im Garten etwas Neues zu pflanzen?

Wirft man allerdings einen Blick in den Schafstall der Naturschutzstation Hahneberg, sieht es so aus, als hätte man hier anscheinend genau das vor:

Denn dort stehen derzeit einige winterharte Wildobstgehölze bereit zum Einpflanzen, als da wären: Holunder, Vogelbeere, Weißdorn, Pfaffenhütchen (Spindelstrauch), Sanddorn und rote Heckenkirsche, sowie einige Wildrosen.

Außerdem wird auf einigen Flächen regional geeignetes Saatgut für eine Wildbienenwiese und für Mager- und Sandrasen ausgebracht.

Tatsächlich ist der Herbst – und das gilt auch für den Spätherbst und sogar für den Winter (solange es noch keinen Frost gibt) – für einige winterharte Gehölze, wie z. B. Obstbäume und manche Stauden, prima zum Pflanzen geeignet: der Boden ist jetzt relativ feucht und die Pflanzen können in Ruhe an ihrem neuen Standort Wurzeln schlagen, ohne sich gleichzeitig um Blätter, Blüten, Früchte oder dergleichen „kümmern“ zu müssen.

Seit einiger Zeit lagern hier bei uns im Keller außerdem runde oder längliche, glatte und knubbelige Pflanzenschätze mit einer dünnen unauffälligen braunen „Verpackung“. Einige sind schon in der Erde und die Anderen können es kaum erwarten, endlich in ihrem neuen Zuhause unter der Erde anzukommen.

Am liebsten hätten wir diese kleinen Frühlingsgeschenke natürlich mit BesucherInnen und Gruppen zusammen hier auf der Station an verschiedenen Stellen im Garten versteckt – so wie seinerzeit im Oktober diesen Jahres. Diesmal müssen wir das leider ohne Euch tun …

Aber umso mehr freuen wir uns schon darauf, mit Euch gemeinsam im Frühjahr die dezente Farbenpracht und Vielfalt dieser kleinen Pflanzenelfen und Blütentrolle zu entdecken …

Elfen? Trolle?

Ihr habt es Euch vielleicht schon gedacht: hier geht um sogenannte Frühblüher bzw. Frühjahrsblüher wie Krokusse und Tulpen.

Hier auf der Station werden wir jedenfalls ausschließlich die wilden, ursprünglicheren Vertreter pflanzen.

Wildkrokusse

Bei den Wildkrokussen erinnern besonders diese zarten lila blühenden Pflänzchen, die gleichzeitig auch die bekanntesten Wildkrokusse sind, tatsächlich ein wenig an Fabelwesen. Nicht umsonst heißen sie daher auch „Elfenkrokusse“.

Und hier noch ein weiterer wilder Frühjahrskrokus in weiß: Der sogenannte „Schottische Krokus“.

Übrigens: der einzige Krokus, der in Deutschland heimisch ist, ist der Frühlingskrokus (Crocus vernus). Dieser ist auch weiß und sieht dem schottischen Krokus ziemlich ähnlich. Natürliche Vorkommen findet man z. B. im Alpenvorland und vereinzelt auch im Schwarzwald.
Die meisten Frühjahrskrokusse, die es im Herbst ab Mitte/Ende September zu kaufen gibt, sind übrigens Zwiebelknollen gezüchteter Arten. Anders als bei den Wildtulpen unterscheiden sich die Zuchtformen beim Krokus, deren Vertreter wir im Frühjahr häufig in Parks und Gärten antreffen, mehr in der Größe und weniger im Aussehen …

Safrankrokus

Wusstet ihr, dass es eine Krokusart gibt, aus der eines der angeblich teuersten Gewürze der Welt – der Safran – gewonnen wird? Dieses herbe, leicht bittere und manchmal auch scharfe Gewürz, das im Laufe der Zeit in unserem Land an Bedeutung verloren hat, gewinnt man nämlich aus dem sogenannten Safrankrokus. Wenn ihr genau hinschaut, seht ihr, dass Krokusse kleine gelbe „Zungen“ in der Mitte ihrer Blüten haben. Genau aus diesen „Stempeln“ gewinnt man beim Safrankrokus die Safranfäden, die sowohl frisch, als auch getrocknet zum Würzen von Speisen verwendet werden können.

In nordafrikanischen und asiatischen Ländern wie z. B. in Marokko oder im Iran wird Safran im Reis als Gewürz und gleichzeitig als natürlicher Farbstoff mitgegart, so dass dieser eine entsprechend gelbe Farbe annimmt.

Hierzulande wurde der Safran früher oft im Kuchen mit gebacken: Safran machte den Kuchen „gehl“, also gelb. Vermutlich sah er dadurch noch leckerer aus, denn geschmacklich macht Safran, der beim Backen früher auch nur in geringer Menge verwendet wurde, hier anscheinend keinen wesentlichen Unterschied.

Der Name Krokus leitet sich übrigens auch aus dem Griechischen „krokos“ für Safran ab.

Angebaut wird der Safrankrokus auf richtigen Feldern, z.B. in Afghanistan oder im Iran, aber auch in Frankreich, Spanien und in der Türkei und in geringerer Menge mittlerweile auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, siehe auch: https://www.seilnacht.com/Lexikon/safran.html

Herbstkrokus

Safrankrokusse wachsen übrigens im Herbst und nicht im Frühjahr: Tatsächlich gibt es auch einige andere Krokusarten, die im Spätsommer gepflanzt werden, um dann ab Mitte September bis in den November hinein zu blühen. Eine wichtige Nahrungsquelle also auch für Insekten, die noch spät im Jahr unterwegs sind.

Wichtig: Nicht zu verwechseln sind diese – allenfalls schwach giftigen – Herbstkrokusse mit der wirklich hochgiftigen Herbstzeitlose. Die beiden Pflanzen sehen zwar auf den ersten Blick ähnlich aus, es besteht aber keinerlei botanische Verwandtschaft: Krokusse mit 3 Staubblättern gehören zu den Schwerliliengewächsen, während die Herbstzeitlosen mit 6 Staubblättern zu den Liliengewächsen zählen. Auch wenn der Gattungsname ähnlich klingt, sind dies doch zwei ganz unterschiedliche Pflanzenfamilien.

Wildtulpen

Bei den Wildtulpen handelt es sich um die „Originale“ unserer heutigen Gartentulpen. Ursprünglich kommen Tulpen vor allem aus verschiedenen Gegenden rund um das Mittelmeer und aus Steppenregionen in Asien. Im Orient wurden sie dann zu dem herangezüchtet, was wir heute als typische Gartentulpe kennen. Dort hat sie übrigens auch ihren Namen erhalten: „tulipan“ für Turban!

Die wilden Vertreterinnen sind über die Züchterei leider sehr in Vergessenheit geraten. Dabei sind sie keineswegs weniger hübsch oder farbenfroh – im Gegenteil, nur vielleicht etwas kleiner und unauffälliger:

Generell gilt, dass Wildformen von Pflanzen in der Regel auch viel besser als Bienen-/Insektenweide geeignet sind, da sie meist deutlich mehr Pollen und Nektar zu bieten haben als gezüchtete Formen. Außerdem finden die Tiere an den kleineren Blüten einen viel besseren Zugang zu ihrer Nahrung.

Die Knollen und Zwiebelchen kann man übrigens gut noch bis kurz vor Weihnachten oder auch etwas später noch einpflanzen, so lange der Boden einigermaßen frostfrei ist. Gerade Wildtulpenzwiebeln, aber auch Krokusknollen halten sich bei kühler und trockener Lagerung recht gut. Um sicherzugehen, dass das Nektar- und Pollenangebot im Frühjahr möglichst viele Insekten – darunter auch die Wildbienen – erreicht, ist es von Vorteil, wenn Krokusse und Wildtulpen zu verschiedenen Zeiten im Herbst gesetzt werden. Außerdem macht es Sinn, einen Mix aus früh und später blühenden Sorten anzustreben. Der Gedanke dahinter ist der, eine möglichst lange Blühperiode zu schaffen, damit die – gerade auch im Kontext des Klimawandels teilweise verschobenen – Schlupfzeiten der Insekten (Wildbienen) einerseits und Blühzeiten der Frühblüher andererseits nicht dazu führen, dass z. B. junge Wildbienen oder Hummelköniginnen nach dem langen Winter evtl. ein zu spärliches Nahrungsangebot vorfinden. Denn gerade Frühblüher sind für die früh fliegenden Arten wie Hummeln, Sand- und Mauerbienen essentiell! Abgesehen davon haben natürlich auch wir so länger Freude an den hübschen Blüten …

Pflanz- und Pflegetipps

Draußen im Garten , aber auch im Topf steckt man die Zwiebeln und Knollen (mit den Wurzelfäden nach unten!) in eine kleine Pflanzmulde, die man mit Spaten, Schaufel oder einem speziellen Zwiebelpflanzer vorbereitet hat. Oder man setzt sie gemeinsam mit Knollen verschiedener Krokusse und Wildtulpenzwiebeln und anderen wilden Frühblühern, wie z. B. Narzissen in ein etwas größeres „Pflanzbeet“.

Sollte es eifrige Wühlmäuse im Garten geben, empfiehlt es sich, Grube oder Beet mit einem Wühlmausgitter aus dem Gartenmarkt auszukleiden.
Beim Einsetzen der Zwiebelchen gilt eigentlich für alle Frühblüher die goldene Regel „etwa doppelt so tief wie hoch“. Wer zusätzlich noch etwas für die Vitalität der Pflanzen tun möchte, kann ein wenig Komposterde oder organischen Dünger mit dazugeben.

Bei den Krokussen kann man auch kleine „Nester“ anlegen mit mehreren Knollen dicht nebeneinander. So entstehen im Frühjahr kleine „Krokusblüteninseln“, wie man sie auch aus öffentlichen Parks kennt, was meist sehr dekorativ aussieht.

Wildtulpen dagegen brauchen etwas mehr Freiraum – allein schon wegen ihrer ausladenden Blätter. Sofern mehrere Tulpen später in einem lockeren Verbund stehen sollen, wäre es gut, wenn ein Pflanzabstand von ca. 8–10 cm eingehalten würde. Man kann natürlich auch Tulpen und Krokusse mit anderen Frühblühern in ein Beet oder im Rasen pflanzen.

Beide Pflanzen wachsen gut auf Flächen mit lockerem Boden. Man kann sie aber auch gut in Töpfe pflanzen: https://www.br.de/radio/bayern1/fruehblueher-100.html

Da Krokusknollen und Zwiebeln keine Staunässe mögen, empfiehlt es sich etwas Sand in Pflanzmulde oder Beet zu füllen. Bei Bepflanzung von Töpfen oder Kästen gilt dasselbe, hier kann man alternativ auch Tongranulat für die Drainage nehmen statt Sand (s. link oben)

Sämtliche Frühblüher bevorzugen übrigens einen eher warmen und sonnigen Standort!

Verwendete links:

Krokusse – Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Krokusse

Bienen brauchen Frühblüher – NABU Mecklenburg-Vorpommern
https://mecklenburg-vorpommern.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon…

Wildkrokus: Der pflegeleichte Frühblüher
https://www.t-online.de/heim-garten/garten/id_65663050/wildkrokus-der-pflegeleichte…

Wildtulpen: Zierliche Frühjahrsblüher – Mein schöner Garten
https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/ziergaerten/wildtulpen-zierliche…

Pflanzzeit für den Safran-Krokus – Mein schöner Garten
https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/schritt-fuer-schritt/safran-krok


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