Aktuelles

And the winner is …

Oh – ich schon wieder auf dem ersten Platz? Wusste ich gar nicht …
(Titelbild: Georg Müller)

„Habemus Vogel“ titelte die „Süddeutsche Zeitung“ am 19. März 2021 – eine Stunde nach Bekanntgabe des kleinen Siegers bei der Wahl zum „Vogel des Jahres“.

Mit deutlich größerer Spannung als sonst erwartet, wurde diese Wahl auch deshalb, weil sie zum ersten Mal nicht nur von einem Team aus Expertinnen, sondern als bundesweites Beteiligungsprojekt mit Bürgerinnen durchgeführt wurde.

Die Aktion hat sich gelohnt: Über 450.000 Menschen gaben bei der Wahl zu den zehn Finalisten laut NABU ihre Stimme ab – und nun steht der Gewinner für dieses Jahr fest: Nicht etwa die Stadttaube (wie vielleicht manche befürchtet hatten …), auch nicht Amsel, Spatz oder Blaumeise als häufige gefiederte Nachbarn – oder einer der eher seltenen Vögel, wie Feldlerche oder Goldregenpfeifer – sondern das Rotkehlchen wurde diesmal zum Sieger gekürt.

Damit hat es diesen Titel nach knapp 20 Jahren zum zweiten Mal inne. Diesmal steht es vor Allem für mehr Vielfalt (und Wildheit!) in Gärten. Denn die braucht der kleine Bodenbrüter unbedingt – nicht nur zur Futtersuche, sondern auch zum Nisten:

Laut NABU leben in Deutschland ca. 3,4 bis 4,3 Mio. Brutpaare. Der Bestand ist hierzulande also derzeit nicht gefährdet. Mehr zu dem kleinen Sympathieträger findet man unter:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/1992-rotkehlchen/index.html

Das diesjährige Wahlexperiment unter Beteiligung der Bürger*innen wird angesichts der hohen Teilnahme übrigens als so erfolgreich angesehen, dass wir nun auch künftig die Möglichkeit haben werden, den „Vogel des Jahres“ mit zu bestimmen. Allerdings werden dann nur noch fünf Vogelarten zur Auswahl stehen.

Tipps und Tricks für Vogelfreunde

Im Folgenden möchten wir gerne noch ein paar Anregungen geben, wie man den diesjährigen Gewinner (und auch andere gefiederte Kollegen) im Garten oder auch auf dem Balkon ein wenig unterstützen – und somit auch anlocken kann. Denn solche lebenden Leckerbissen, wie sie dieses Rotkehlchen hier gerade erbeutet hat, sind mittlerweile auch im Frühjahr und Sommer öfter mal Mangelware …

Foto: Georg Müller

Fütterung

Neben der naturnahen Gestaltung von Gärten und Landschaften, wovon gerade auch das Rotkehlchen sehr profitiert, landet man ebenso schnell beim Thema Vogelfütterung:

Wird die klassische Variante „Winterfütterung“ noch am Ehesten akzeptiert und unterstützt (auch unter dem Aspekt der Vogelbeobachtung), gehen die Meinungen der Expert*innen bei der Ganzjahresfütterung z. T. weit auseinander. Einen Einblick in das Pro & Contra findet sich unter folgendem Link.

Foto: Cordula Herwig

Angesichts der Tatsache, dass Wildvögel draußen immer weniger geeignete Nahrung finden, kann es aus unserer Sicht durchaus sinnvoll sein, auch nach dem Winter weiterhin Futter anzubieten. Beherzigt man dabei einige Dinge, kann eigentlich Nichts schief gehen:

  • Umstellung des Futters: Ungeschälte(!) Sonnenblumenkerne und Nüsse spätestens Mitte März, wenn die Brutzeit beginnt, nicht mehr auslegen. Berichten zufolge soll es schon vorgekommen sein, dass gefütterte Jungvögel daran verendet sind.
  • Eine Streufuttermischung am besten selbst herstellen! Das ist nicht aufwändig und zudem meist günstiger und qualitativ besser als eine gekaufte Mischung. Letztere enthalten möglicherweise auch das allergieauslösende Ambrosia-Kraut. Eine eigene Mischung kann außerdem auch besser auf die Vögel in der direkten Umgebung abgestimmt werden.
  • Als Bestandteile des „Sommerfutters“ kommen infrage: zarte Getreideflocken (v. a. Hafer), Kleie, kleine Sämereien von z. B. Hirse und Hanf, aber auch Samen von Wildpflanzen wie Brennnessel oder Wegerich, getrocknetes Obst, also (ungeschwefelte) Rosinen, Beeren und Äpfel, sowie Kräuter (besonders beliebt unter den Singvögeln!).
  • Zum Thema Fettfutter und Lebendfutter im Rahmen einer Ganzjahresfütterung findet man unter diesem Link wichtige Informationen.
  • Reinigung: Besonders offene Futterstellen regelmäßig mit heißem Wasser säubern, um eine Ausbreitung von Krankheiten – z. B. über Kot – zu vermeiden.
  • Regelmäßiges Füttern ist wichtig, da sich die Vögel darauf einstellen und auf das zusätzliche Futter verlassen.
  • Wichtig: Wasser nicht vergessen. Ein Blumenuntersetzer aus z. B. Ton oder Keramik leistet gute Dienste. Und auch hier ist es natürlich wichtig, das Ganze öfter zu säubern.

Hier noch einmal zurück zu unserem „Vogel des Jahres“: Beliebt ist das Rotkehlchen natürlich nicht nur hier bei uns in Deutschland. Besonders in Großbritannien zählt der „European robin“ mit zu den beliebtesten Vögeln.

Ähnlich in Frankreich, wo der Vogel als Teil- und Kurzstreckenzieher auch gerne den Winter verbringt:

Ispoure/Izpura Frankreich – Foto: Cordula Herwig

Während die europäische Variante des Kehlchens auch in Nordafrika und Sibirien vorkommt, gibt es auch noch andere Arten, die mit unserem Rotkehlchen – außer dem roten Latz – nicht mehr viel gemein haben. Wie z. B. das in Nordamerika verbreite sogenannte Robin Redbreast, das bei genauerem Hinsehen sehr an unsere Amsel erinnert. Dies ist kein Zufall, denn dieses Rotkehlchen gehört der Familie der Drosselvögel an.

Wir verabschieden uns nun von unserem kleinen Star des Jahres 2021 mit einem Gedicht von Wilhelm Busch und freuen uns schon auf die nächste Begegnung mit ihm:

Rothkehlchen auf dem Zweige hupft –
wipp, wipp! -,
Hat sich ein Beerlein abgezupft –
knipp, knipp! -,
Läßt sich zum klaren Bach hernieder,
Tunkt ‘s Schnäblein ein und hebt es wieder –
stipp, stipp, nipp, nipp! –
Und schwingt sich wieder in den Flieder.
Es singt und piepst ganz allerliebst –
zipp, zipp, zipp, zipp, trili! –
Sich seine Abendmelodie,
Steckt ‘s Köpfchen dann ins Federkleid
Und schlummert bis zur Morgenzeit.


Verfasse ein Kommentar

Deine E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*