Die Totholzhecke ist endlich fertig!
Ich blicke aus dem Fenster uns sehe Köpfe, die vorüber schweben. Manchmal rufen sie einander etwas zu, verschwinden für einen Moment, um an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen.
Es sind die Köpfe der Gartenarbeiter, die seit einigen Wochen eine Totholzhecke errichten, die als natürlicher Schutzwall zwischen der Naturschutzstation und der Heerstraße dienen wird. Tag für Tag sehe ich die Hecke wachsen, die den Zaun säumt, der Station und Straße voneinander trennt. Und jeden Tag werden die Gartenarbeiter ein Stückchen mehr von der Hecke verdeckt.
Für den natürlichen Zaun flechten die Arbeiter Weiden- und Robinienäste waagerecht zwischen langen Pfählen aus Robinien. Das Flechtwerk wird mit einem verzinkten Spanndraht stabilisiert. Bald wird die Totholzhecke auf 1,80 Meter angewachsen und die Köpfe der Gartenarbeiter nicht mehr zu sehen sein. Die Hecke wird anschließend mit verschiedenen Kletterpflanzen, wie Efeu, wildem Wein und Clematis berankt. Zusätzlich wird die Hecke regelmäßig gewässert, so dass frische Weidenzweige neu austreiben. Und dann können die neuen Bewohner dieses Heckenbiotops einziehen: Amsel, Zaunkönig und Rotkehlchen, aber auch Igel, Wiesel und Zauneidechsen finden hier Unterschlupf. Sie können im Geäst der Hecke in direkter Nachbarschaft zueinander nisten und leben. Da bei dem Bau auch Erde und Sand eingearbeitet wurden, freuen sich auch die Wildbienen über den neuen Lebensraum mit Nistmöglichkeiten.
Totholzhecken werden landläufig auch „Benjeshecken“ genannt – nach dem deutschen Landschaftsgärtner, Naturfotografen und Schriftsteller Hermann Benjes. Er entwickelte Anfang der 80er Jahre das Konzept der Totholzhecke, die unterschiedlichen Tieren Schutz und Nahrung bietet. Zudem werden durch die Futterdepots und den Kot der Heckenbewohner Samen verschiedener Pflanzen ausgesät. Auf diese Weise entsteht eine neue, natürlich gewachsene Vegetation.
Die Totholzhecke bietet an der stark befahrenen Heerstraße zusätzlich einen wunderbaren Sichtschutz und sogar etwas Lärmschutz. Wir müssen uns im Garten zwar nicht mehr schreiend unterhalten, doch offen gestanden ist der Autoverkehr immer noch zu hören. Aber wer weiß, vielleicht wird das Rauschen der Straße bald vom Zwitschern, Rascheln, Summen und Brummen der neuen Heckenbewohner übertönt. Ich werde mein Fenster öffnen und lauschen.