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Kleine Naturidylle in Gatow

Liebe Freunde der Naturschutzstation,

sicher kennt und liebt ihr die unglaublich schöne Landschaft rund um den Hahneberg. Vielleicht seid ihr Spaziergänger, Wanderer, tierliebende oder abenteuerlustige Familien, Vogelfreunde, Drachensteigenlasser, Jogger oder einfach Ruhesuchende. Wir alle finden hier Entspannung vom eintönigen Alltag, werden von unbekannten Vogelstimmen, schimmernde Sonnenstrahlen in Baumkronen oder von einem Windhauch, der die Wiesenlandschaft zum Tanzen auffordert, zum Innehalten animiert. Einfach mal stehenbleiben und genauer hinsehen, oder die Augen schließen und horchen. Nun sitzen wir Tag für Tag zu Hause, gemeinschaftlich allein und versuchen uns daran zu erinnern, wie es war. Halten schon Wochen durch und hoffen, dass es bald überstanden ist.

Um euch die Wartezeit zu erleichtern möchte ich euch gedanklich auf den Landschaftsfriedhof Gatow entführen. Hier hat der Landschaftspflegeverband Spandau e. V. (LPV), der Träger der Naturschutzstation Hahneberg, seinen Sitz. Der LPV hat das Projekt am Fuße des Hahnebergs in Kooperation mit dem Natur- und Umweltamt Spandau ins Leben gerufen und unterstützt uns weiterhin tatkräftig. Nach drei Wochen in den eigenen vier Wänden, durfte ich vorübergehend ein eigenes Büro auf dem Friedhofsgelände beziehen. Es klingt vielleicht komisch, doch ein Spaziergang über den Friedhof in der Mittagspause entschleunigt, macht ein wenig nachdenklich und hält einige Überraschungen bereit. Der Mensch verhält sich auf einem Friedhof ruhig, redet leise, läuft langsam und vorsichtig auf den Wegen. Ein Verhalten, das sicher überall in der Natur angebracht wäre: Achtsam sein, keine große Störung verursachen, Besucher sein.

Bei meinem ersten Mittagsspaziergang wurde ich schnell dafür belohnt: Da! Ein Specht mit seinem roten Scheitel und da, ein Kleiber mit seinem schwarzen Augenstreif läuft waghalsig kopfüber den Baum hinab, und war das gerade der Ruf von einem Mäusebussard? In einem über und über mit weißen Blüten behangenem Baum summt und brummt es unüberhörbar laut. Die Blüten duften fein nach süßem Nektar. Aber auch durch das Fenster in meinem Büro kann ich einen Ahornbaum sehen, der ohne Unterlass von verschiedensten Vögeln und Insekten besucht wird.

Nach dem Feierabend führt mich der Weg nach Hause über das weitläufige Landschaftsschutzgebiet der Rieselfelder Karolinenhöhe. Dieses dient vielen bedrohten Vögeln und Insekten als Lebensraum. Hier sind laut einem ornithologischen Bericht Berlins von 2013 Goldammer, Feldlärche, Dorngrasmücke, Wiesenschafstelze und Neuntöter zuhause. Die Wege um die rechteckigen, tiefer gelegenen Rieselstücke sind gesäumt von Obstbäumen und Sträuchern. Ich fahre langsam mit dem Rad den sandigen Weg entlang und entdecke einen kleinen, schlanken Vogel, den ich schon vorher zu Gesicht bekommen habe. Er begleitet mich eine Zeit in sicherem Abstand, bis er in dem nächsten Strauch verschwindet. Er hat einen schwarzen Scheitel und eine schwarze Kehle, um die Augen ist er weiß. Ich fahre weiter über das labyrinthartige Gelände und bekomme einen weiteren Vogel zu Gesicht. Die Kehle und der Scheitel sind wunderbar intensiv gelb, der Rest unauffällig rostbraun gestreift. Bei der Bestimmung von Vögeln bin ich leider ein Laie, doch zuhause angekommen, packt mich der Ehrgeiz und ich suche gleich mein Bestimmungsbuch heraus, ja, der Vogel mit dem schwarz-weißen Kopf muss die elegante Bachstelze gewesen sein, der gelb-braune scheue Vogel die Goldammer.

Zum Glück sind Spaziergänge und sportliche Bewegung an der frischen Luft ja noch erlaubt. Also worauf wartet ihr noch? Wenn ich euer Interesse geweckt habe, empfehle ich euch einen ausgiebigen Spaziergang über die Gatower Rieselfelder, werft doch im Anschluss einen Blick auf den 14 ha großen Landschaftsfriedhof. Alle Naturliebhaber werden auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen!

Bleibt gesund und genießt den Frühling!

Eure Veronika F.-W.
Viele Grüße aus den Büroräumen des LPV (www.lpv-spandau.de)


Comment

  • Liebe Veronika,
    hab erst nun deinen schönen Artikel gelesen:
    du hast mir aus der Seele geschrieben!
    Den Friedhof kenne ich sehr gut.
    Auch die angrenzende Landschaft: wandere dort mit ähnlichen Empfindungen.
    Oft sind dort scheue Schwarzkehlchen (auf Schautafeln fälschlich Braunkehlchen genannt!) zu sehen: du aber hattest das Glück, die Königin der Finken: ein Kernbeißer-(Königfink)Weibchen fotografieren zu können, herzlichen Glückwunsch!
    Ich wünsche Dir viele weitere schöne, erholsame derartige Pausen nun wieder am Hahneberg (nahe der „Dreiecksfäche“ sah ich zuletzt 2/2019 einen Kernbeißer; in der ARTE-Mediathek läuft noch „Zugvögel“: sehr sehr schön!) und natürlich eine gute Berufszeit im tollen Team der Station!
    Liebe Grüße
    Holger


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