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Kurzportrait Zunderschwamm (Fomes fomentarius)

Die Tage werden kürzer und das Wetter launischer. Die Blätter tanzen im Wind, lassen sich fallen und verwehen. Die beste Zeit für alle Pilzfreunde, da die sichtbaren Fruchtkörper nun aus dem Boden sprießen. Geben Sie der beginnenden Melancholie keinen Raum, sondern erfreuen Sie sich an der faszinierenden Welt der Pilze!

Ein vielseitig einsetzbarer Pilz begeistert bereits seit vorchristlichen Zeiten die Menschheit: der Zunderschwamm. Er wurde unter anderem zum Entfachen von Feuer, als Brennmittel, Textil, Bucheinband, Färbemittel, oder zu medizinischen Zwecken verwendet. Ein Funken, der auf den Zunder trifft, beginnt sofort zu glimmen. Diese Eigenschaft half vor Erfindung des Zündholzes bei der Entfachung eines Feuers. Ein glimmender Zunder konnte sogar von einem Feuer zur nächsten Feuerstelle als Starthilfe transportiert werden. Nach der Hochphase im 19. Jahrhundert übernahm das Zündholz ab 1848 die wichtige Aufgabe des Feuer Entfachens und der Zunderschwamm geriet langsam in Vergessenheit.

„Es brennt wie Zunder“

Der Pilz aus der Familie der Stielporlingsverwandten wächst hutartig mit bis zu 30 cm Breite an geschwächten Baumstämmen von hauptsächlich Buchen oder Birken. Der Fruchtkörper ist mehrjährig und kann bis zu 30 Jahre alt werden. Die helle Oberseite wird mit dem Alter dunkler und durch Wachstumsschübe immer faltiger. Die glatte Unterseite besteht aus einer Porenschicht, die immer zum Erdboden ausgerichtet ist (Geotropismus). Ändert sich beispielsweise nach einem Sturm die Neigung des Baumes, passt der Pilz die nächste Schicht parallel zum Boden an.

Der Pilz lebt parasitisch und verursacht im Kernholz Weißfäule, die für den Baum langfristig das Ende bedeutet. Dieses Ende bedeutet aber auch einen Neuanfang, denn der Pilz leitet einen Prozess der Holzzersetzung ein, wodurch langfristig neuer, wertvoller Mutterboden entsteht. Die Weißfäule dient aber auch als Nahrungsgrundlage und Lebensraum für Tiere. Der Zunderschwamm ist auf alte Baumbestände, wie Buchenwälder angewiesen, die durch verschiedene Faktoren, wie intensive Forstwirtschaft, Luftverschmutzung und Urbanisierung immer seltener werden.

Der Pilz gilt als Vitalpilz, da er verschiedene Vitamine, Mineralien, spezielle einzigartige Hohlfasern, aber auch Farbstoffe enthält. Aufgrund seiner antiviralen, entzündungshemmenden, blutstillenden und antibakteriellen Wirkung wurde er in der Medizin unter anderem als Wundauflage verwendet. Die Wirkstoffe sollen aber auch bei Blasenerkrankungen, Lungen- oder Magenbeschwerden helfen. In der chinesischen Volksmedizin wird der Pilz auch heute noch für verschiedenste Leiden angewendet. Der Pilz hat zwar keinen Speisewert, kann jedoch als Teeaufguss oder Schnaps zubereitet werden.

Auch heute noch wird der Zunderschwamm zur Herstellung von Kleidungsstücken genutzt. In Rumänien werden weiterhin auf traditionelle Art und Weise Hüte und Taschen aus Pilz-Leder hergestellt. In Berlin und München wurde das traditionelle Material neu entdeckt, hier kann man Portemonnaies, Kappen und sogar Schuhe aus „Zunderleder“ erwerben. Hierfür wird die weiche Mittelschicht des Pilzes, das sogenannte Trama verwendet und weiterverarbeitet.

Wie wunderbar, dass der geschichtsträchtige Pilz mit seinen einzigartigen Eigenschaften weiterhin wertgeschätzt aber auch wiederentdeckt wird.

Quellen:
BLV Bestimmungsbuch – Pilze
Ewald Gerhardt BLV Verlagsgesellschaft mbH,
München ISBN 3-405-13401-3

Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zunderschwamm
https://www.123pilzsuche.de/daten/details/Zunderschwamm.htm
https://www.dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/1995-zunderschwamm


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